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Was ist das Floriani-Prinzip?

Eva Sturm
Eva Sturm
2025-07-17 00:57:36
Anzahl der Antworten : 13
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Das Floriani-Prinzip ist ein vermeintlich frommer Spruch, der von einer ironisch gemeinten Votivtafel stammt und das Prinzip prägnant erläutert: Heiliger Sankt Florian / Verschon mein Haus, zünd lieber andere an. Ein klassisches Anwendungsgebiet des Florianiprinzips sind Müllverbrennungsanlagen. Zwar bezweifelt kaum jemand ihre Notwendigkeit – sofern sie nur möglichst weit vom eigenen Wohnort entfernt liegen. Nicht zu unterschätzen bei der Ausweisung von Bauflächen ist das Spannungsfeld zwischen Bauträger und Anwohnern. Bedenken aus der Bevölkerung führen die Planungen in die Länge. Denn auf einmal gilt das Floriansprinzip: Woanders gerne, aber nicht bei mir. Wir können nicht nach dem Floriansprinzip handeln und die Belästigungen durch Schwerlast‑Verkehre anderen Kommunen aufladen. Die Leute wollen keine Autobahnen, aber in den Urlaub in den Süden fahren, sie wollen keine Funkmasten, aber mit dem Handy telefonieren – das Floriansprinzip ist weit verbreitet. Sind wir gemäß dem Florianprinzip zwar für sein Projekt, aber bitte nicht bei uns, sondern eben anderswo. Der Bürgerentscheid hat sehr deutlich gezeigt, dass die am wenigsten betroffenen Gemeinden getreu dem »Floriansprinzip« für das Projekt gestimmt haben, während die Gemeinden, die die Hauptlast bezüglich Bau und Betrieb der Anlagen zu ertragen haben, das Projekt sehr deutlich abgelehnt haben. Es gab riesige Aufstände nach Bekanntwerden der Gutachten, denn keiner wollte die neue Deponie vor der eigenen Haustüre haben, getreu dem Floriansprinzip: Wir brauchen dringend eine Mülldeponie, aber bitte nicht bei uns.
Eduard Moll
Eduard Moll
2025-07-17 00:11:20
Anzahl der Antworten : 10
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Das Sprüchlein nimmt fromme Egoisten auf die Schippe, die nur an sich denken, und das sogar beim Beten. Das Sprüchlein gab dem Sankt-Florian-Prinzip seinen Namen, das für die Haltung steht: Ein Problem, das mich nicht betrifft, braucht mich nicht zu kümmern. Solange ich verschont bleibe, kann es gerne andere treffen.
Hans-Gerd Winkler
Hans-Gerd Winkler
2025-07-16 21:59:28
Anzahl der Antworten : 12
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Das Sankt-Florian-Prinzip, in Österreich auch als Floriani-Prinzip bezeichnet, ist eine ironische Bezeichnung für die Einstellung, Probleme nur dann wahrzunehmen, wenn man selbst davon betroffen ist. Die Bezeichnung geht auf den Heiligen Florian zurück, der traditionell als Schutzpatron gegen Feuer und Dürre angerufen wurde. Sie bezieht sich auf einen populären, ironisch zu verstehenden Reim: "Heiliger Sankt Florian, verschon' mein Haus, zünd' and're an!" Sprich, ein Unglück spielt für mich keine Rolle, solange es andere und nicht mich trifft. Beteiligungswilligen Bürger/inne/n wird gelegentlich unterstellt, nach dem Sankt-Florians-Prinzip zu agieren, indem sie Belastungen ablehnen, wenn sie in der Nähe des eigenen Grundstücks geplant sind; sobald die Planung andere Bürger/innen betrifft, erlahmt das Engagement.
Karl-Friedrich Klemm
Karl-Friedrich Klemm
2025-07-16 20:32:32
Anzahl der Antworten : 14
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Das Sankt-Florian-Prinzip bezeichnet den Unwillen, vor der eigenen Türe zu kehren. So mussten sich Bürgerversammlungen und Prominente Kritik daran gefallen lassen, dass sie Schutz suchende Menschen aus aller Welt in Sammelunterkünfte „auf der grünen Wiese“ einquartieren wollen und nicht in ihrer Nachbarschaft. In vorreformatorischer Zeit war man von Gottes Zorn überzeugt und konnte sich nur auserbitten, diesen – ganz nach dem Sankt-Florian-Prinzip – abzulenken. Der Sankt-Florians-Spruch, wie er an vielen Hausmauern zu finden ist, mag der mystischen Tradition entsprechen, Unheil von sich auf andere abzuwenden. Heiliger Sankt Florian, verschon‘ mein Haus, zünd‘ andre an!
Lilo Müller
Lilo Müller
2025-07-16 19:38:26
Anzahl der Antworten : 7
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Das Floriani-Prinzip wird heute auf quasi alle Lebensbereiche angewandt: Sparmaßnahmen? Nicht hier - bitte in der Nachbarabteilung. Diskriminierung? Nicht uns – lieber die andere Weltanschauung. Das hat seinen Ursprung in einem scherzhaft gemeinten Spruch, der an vielen Hauswänden niedergeschrieben ist: "Heiliger Sankt Florian, schon' unser Haus, zünd' andere an." Dieses Prinzip ist aus dem Leben des Heiligen Florian abgeleitet, der als Schutzpatron gegen Feuersbrünste und als Helfer in verschiedenen Lebenslagen verehrt wird. Das Floriani-Prinzip ist ein Ausdruck der menschlichen Tendenz, sich selbst zu schützen und andere zu opfern, was im Widerspruch zu den Werten des Heiligen Florian steht, der sich für andere opferte. Dieser Widerspruch zeigt sich auch in der Tatsache, dass der Heilige Florian als Schutzpatron gegen Feuer, Wasser und Sturm angerufen wird, aber auch als ein Heiliger, der Schaden anrichten kann, wie in den Wetterregeln zum Florianstag genannt wird.